Ich will nicht laufen, ich will etwas erleben!
Einleitung
Immer wieder begegnet mir die Aussage: “Der Hund muss doch laufen”. Dann schnappen sie sich ihren Hund, und laufen und laufen und laufen, … leider ist das eine Fehlinterpretation. Der Hund ist ja keine Laufmaschine, dessen Befriedigung rein über die mechanische Betätigung der Gliedmaßen erfolgt. Ein Vergleich ist vielleicht: Wenn wir in die Stadt gehen, wollen wir ja auch bummeln, Schaufenster angucken, Pläuschchen mit einem Bekannten den man zufällig trifft und vielleicht noch ein Eis auf der Parkbank, anstatt im Laufschritt einmal durch zu ziehen.
Stumpfes Laufen missachtet nicht nur die Bedürfnisse, sondern können unter Umständen dem Hund auch schaden. Zu viele Eindrücke prasseln dabei auf den Hund ein und ihm fehlt einfach die Zeit sich damit zu beschäftigen und Kategorien dafür an zu legen. Als Ergebnis haben wir dann einen Adrenalin-geboosterten Hund sobald wir unsere Leine in die Hand nehmen.
Aus Hundesicht
Ich stelle meinen Kunden gern mal die Frage: “Warum geht der Hund Gassi?”
Der Kynologe Günther Bloch hat bei den Pizzahunden in der Toscana dazu so seine Beobachtungen gemacht. Der Hund ohne Mensch verlässt sein inneres Revier (Haus und Garten in unserer Welt) nur aus guten Gründen. Diese sind:
• Revierverteidigung
• Nahrungsbeschaffung (Jagd)
• Fortpflanzung
Das Laufen von A über B und in einer Schleife zurück nach A kann dabei zwar eine Konsequenz daraus sein, aber gehört nicht zum Plan unseres Hundes für seine Beschäftigungszeit.
Ich weiss, dass wir genau auf diese drei Gründe bei unserem entspannten Hundegassi gut verzichten könnten, jedoch haben wir eben nun mal einen Hund und die Verantwortung seinen Bedürfnissen gerecht zu werden. Das heisst nicht, dass wir dazu jedem Kaninchen hinterher rennen müssen. Wir haben genug Möglichkeiten unserem Hund Ersatzhandlungen anzubieten.
Aus Menschensicht
“Zeit ist wertvoller als Strecke”. Beim Gassi mit meinen Hunden mache ich immer mal wieder Pausen, in denen meine Hunde und auch ich, die Umgebung in der wir uns dabei aufhalten genauer erkunden können. Manchmal bleib ich so lange einfach an diesem einen Ort, beobachte meine Hunde oder was die Natur mir so anbietet, bis meine Hunde von sich aus wieder Kontakt aufnehmen und mir damit sagen, dass sie “fertig” sind. Das kann im Freilauf, an der Schleppleine oder in städtischen Umfeld auch an der kurzen Leine passieren.
Spielzeug, Futterspiele oder einfach wir Menschen als spannendes Angebot sind Kategorien, die das Gassi zusätzlich inhaltlich aufwerten.
Gassi ist Qualitytime! Lasst das Handy daheim oder schaltet es in den Flugmodus, um noch Fotos von euren Hunden machen zu können. Sich mit Hundefreunden zu verabreden ist toll, aber sich mal voll auf seinen Hund einzulassen und sein “Hundefreund” zu sein ist mindestens genauso Wertvoll.
Fazit
JA, ein Hund muss sich bewegen! Es soll nicht die Kernaussage dieses Artikels sein, dass Bewegung falsch wäre. Bewegung hilft dem Stressabbau und ist gesund. Jedoch muss für einen Stressabbau das Setting stressfrei (-reduziert) sein. Dazu gehören Pausen, Angebote und die Verbundenheit als Team.
Geht raus erlebt was mit eurem Hund und erlebt euren Hund!